Donnerstag, 13. Februar 2014

Racheengel (1. Teil)

Prolog

Schon als Kind schien sie nicht zu dieser Welt zu gehören. In keine Gruppe passte sie, war der ewige Außenseiter. Willkommenes Opfer für böse Streiche, für Knuffe, Schläge und andere Handgreiflichkeiten. Tag für Tag musste sie dies alles ertragen. Wenn sie im Unterricht die Antwort schuldig blieb, lachten alle über ihre Dummheit. Doch wenn sie wusste, was erfragt wurde, war sie die Streberin. Und das war längst nicht das Schlimmste. Die Schimpfnamen und auch das Lachen hätte sie ertragen können, die Gewalttaten mit einem Lächeln abtun, doch womit sie nicht umgehen konnte, war die Einsamkeit, der sie ausgesetzt war. Es gab niemanden, der ihr beistand, keinem, dem sie ihren Kummer anvertrauen konnte. Sie wurde behandelt, wie eine Aussätzige. Entweder mochte man sie nicht, oder die anderen hatten Angst, ebenfalls ausgegrenzt zu werden, sollte man sich mit ihr abgeben.

So verging ihre gesamte Schulzeit. Die dort erzwungene Einsamkeit setzte sich nun freiwillig fort. Vertrauen wollte sie keinem mehr. Menschen enttäuschten sie nur, dessen war sie sich vollkommen sicher. Obwohl sie hübsch anzusehen war, lehnte sie Verabredungen ab, verbrachte die Abende alleine. Vor dem Radio oder mit einem guten Buch. Sie verließ die Wohnung nur zur Arbeit und um Besorgungen zu machen. Wohin hätte sie auch gehen können, so ganz alleine? Dabei merkte sie nicht, dass es durchaus Menschen gab, die ehrliches Interesse an ihr hatten. Menschen, die ihr die Nähe geben wollten, nach der sie sich insgeheim so sehr sehnte.




1. Kapitel

Sie starrte in den Spiegel. So verändert hatte sie sich selber noch nie gesehen. Sie war kaum wieder zu erkennen. Die langen Haare trug sie heute offen, einer wilden Löwenmähne gleich. Dazu kam Schminke, die sie sonst nie benutzte. Es hatte ewig gedauert, die langen Wimpern zu tuschen und Lidschatten aufzulegen. Doch am schlimmsten war der Umgang mit dem Kajalstift gewesen. Es war schwer gewesen, immer wieder hatten ihre Augen angefangen zu tränen und sie hatte aufhören müssen. Zum Glück hatte sie früh genug angefangen. Denn heute Abend musste alles perfekt sein. Seit Wochen schon hatte sie sich auf diesen Abend vorbereitet. Auch die Kleidung, die sie trug, war neu und so ganz anders, als ihr sonstiger Stil. Kurzer Lederrock, eine fast halbdurchsichtige Bluse und dazu kniehohe Stiefel, mit bleistiftdünnen Absätzen. Alleine zu lernen, darauf zu laufen, hatte einige Tage in Anspruch genommen. Und jetzt war sie endlich soweit, ihm endlich wieder in die Augen sehen zu können.

Marian fuhr sich noch einmal durch die Haare, bevor sie die Weinflasche entkorkte. Kerzen brannten auf dem gedeckten Tisch. Auch im Schlafzimmer hatte sie bereits alles vorbereitet. Der Stuhl aus ihrer Büroecke war in die Mitte des Raumes gerollt, damit sie nachher um ihn herumgehen konnte. In Gedanken hatte sie den heutigen Abend schon so oft durchgespielt. Seit Wochen konnte sie an nichts anderes mehr denken, als an das, was sie heute tun würde. Und in ihren Gedanken kam er nicht mehr aus ihrer Wohnung heraus. Jedenfalls nicht lebend. Unruhig lief sie in der Wohnung auf und ab. Noch ein Blick ins Schlafzimmer, doch auch da musste sie nichts mehr richten. Der Stuhl, Tücher als Fesseln und alles weitere, was sie brauchte war bereit. Auch die Kleidung, die sie an dem Abend getragen hatte lag bereit. Er sollte wissen, warum dies alles passierte.

Ihre Fingerspitzen glitten über die zerrissene Bluse. Noch immer wurde sie fast jede Nacht wach und meinte, sein Stöhnen zu hören. Manchmal hatte sie dann auch das Gefühl, er würde wieder auf ihr liegen und ihr mit seinem Gewicht die Luft zum Atmen nehmen. Marian schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Sie durfte jetzt nicht weinen. Und nicht nur wegen der Schminke, die verschmieren könnte, nein, wenn er sah, dass sie geweint hatte, würde er vielleicht ihren Plan erahnen. Und das wäre das Schlimmste, das derzeit passieren könnte. Sie musste ihn in Sicherheit wiegen, er musste annehmen, dass sie ihm verziehen hatte. Wobei sie sich fragte, wie er denken konnte, dass sein Verhalten verzeihbar war. Als sie jetzt die Augen wieder öffnete, war sie wieder etwas ruhiger. Nun musste er nur noch kommen.

Nervös sah sie auf die Uhr. Sonst war er nie unpünktlich gewesen, doch heute, wo es so wichtig war, war er bereits eine halbe Stunde überfällig. Ob er einen Racheakt erahnte? Doch Marian schüttelte den Kopf. Sie war am Telefon wie immer gewesen. Zumindest fast. Auch wenn es ihr schwer gefallen war, denn die letzten Wochen hatte sie ihn immer wieder weggedrückt, wenn er sie angerufen hatte. Seit dem Tag nach der Tat, als sie ihn angerufen hatte, hatten sie nicht mehr mit einander gesprochen. Zu weh hatte es ihr getan, dass er so tat, als wäre nichts passiert. Dabei hatte er gar nicht so viel getrunken gehabt, dass er Erinnerungslücken haben könnte. Doch er war den ganzen Abend über seltsam gewesen. Sogar seine Stimme hatte anders geklungen. Wieder schüttelte Marian den Kopf. Sie wollte sich keine Gedanken machen, ob er die Tat vielleicht geplant hatte. Diese Erkenntnis würde ihr viel zu weh tun. Nochmal warf sie einen Blick auf die Uhr.

Eine Viertelstunde später, Marian war noch einmal im Schlafzimmer gewesen, um noch einmal nachzusehen, ob alles in Ordnung war, und wollte gerade zu ihrem Handy greifen, um Peter anzurufen, klingelte es. Mit rasendem Herz ging sie zur Tür. Schwere Schritte auf den alten Holzstufen verrieten ihr, dass es Peter sein musste. So genau kannte sie seine Schritte bereits. Die rechte Hand, die sie am Türrahmen liegen hatte, zitterte. Mit tiefen Atemzügen versuchte Marian sich zu beruhigen. Peter sah müde aus, als er sich an ihr vorbei schob und ins Wohnzimmer ging. Sein Blick wanderte erstaunt durch den Raum, blieb an den Kerzen und dem Wein hängen. Er setzte sich hin, schwieg aber, während Marian sich ihm gegenüber setzte und die Gläser füllte.

„Warum warst du so sauer auf mich?“ Seine Stimme klang rau, beinahe zittrig.
„Lass uns später darüber reden!“ versuchte Marian ihm auszuweichen. Seine blauen Augen ruhten auf ihrem Gesicht, anders als an diesem Abend vor sechs Wochen, als er sie mit seinen Blicken verschlungen hatte. Der Blick seiner Augen war da so kalt gewesen, wie sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Mit einem falschen Lächeln auf den Lippen prostete sie ihm zu und nippte an dem Wein. Auch er trank, doch er betrachtete sie über den Rand seines Glases hinweg.
„Was ist los?“ irritiert verschränkte sie die Arme vor der Brust, kurz dachte sie, dass es doch keine gute Idee gewesen war, diese durchsichtige Bluse anzuziehen. Doch Peters Gedanken schienen ganz woanders zu sein.
„Eigentlich muss ich doch fragen, was los ist. Erst rufst du mich an, beschimpfst mich auf übelste, mit Worten, von denen ich gar nicht dachte, dass du sie kennst, dann verweigerst du jedes Gespräch, drückst mich weg, wenn ich dich anrufe und dann, aus heiterem Himmel rufst du mich wieder an, lädst mich ein und trägst Sachen, die ich noch nie an dir gesehen habe. Also, was ist mit dir los?“ Obwohl seine Stimme so sanft geklungen hatte, konnte Marian nicht antworten. Sie stand auf und lief ins Bad.

Dort stützte sie sich auf das Waschbecken. Was versuchte sie hier nur? Sie hatte gedacht, dass Peter noch immer der eiskalte Vergewaltiger war, der sie vor sechs Wochen einfach auf ihr Bett gestoßen hatte und ihre jahrelange Freundschaft binnen weniger Minuten einfach auslöschte. Doch jetzt, war er wieder der alte, als wäre diese Nacht nicht geschehen. Und wenn in ihrem Schlafzimmer nicht die zerrissenen Sachen liegen würden, würde sie sich nur zu gerne einreden, dass es nur ein furchtbarer Albtraum gewesen war, der ihr seit Wochen den Schlaf raubte. Doch dem war nun einmal nicht so. Noch immer konnte Marian sich an den Geschmack der brutalen Küsse erinnern, die Gier mit der seine Hände ihr erst die Bluse zerrissen und dann den langen Rock hochgeschoben hatten. Nur weigerte sich ihre Seele noch immer diese Bilder mit dem Mann in ihrem Wohnzimmer in Einklang zu bringen. Wahrscheinlich auch, weil diese Bestie, die an dem Abend über sie hergefallen war, zwar das Gesicht ihres besten Freundes gehabt hatte, aber so ganz anders gewesen war. Doch länger darüber nachdenken würde sie nur von ihrem Plan abbringen. Daher wusch sie sich die Hände und spritzte vorsichtig kaltes Wasser in ihr Gesicht. Innerlich um Stärke bittend ging sie zurück ins Wohnzimmer.

Peter war aufgestanden und kam ihr entgegen. Er wollte ihre Hände greifen.
„Bitte Mari, sag doch, was los ist. Du hast doch was.“
„Du willst wissen, was los ist? Dann komm mit. Es wartet eine Überraschung auf dich!“ mühsam nur beherrschte sie ihre Stimme. Verwundert folgte Peter ihr in ihr Schlafzimmer, das er nur dieses eine Mal betreten hatte. Sein ganzes Auftreten war heute so anders, als an diesem Tag. Und gleichzeitig wieder so, wie sonst. Sanft, schüchtern und freundlich. Alles, was er den gesamten Abend über nicht gewesen war. Marian war kurz davor, ihren Plan zu verwerfen. Sie war nicht so, wie sie sich am heutigen Tag darstellen wollte. Natürlich durfte diese Vergewaltigung nicht ungestraft bleiben, doch warum wollte sie sich zum Racheengel erheben? Nur, weil sie es nicht geschafft hatte, ihn anzuzeigen? Sie hatte es doch geschafft, die Kleidung aufzubewahren, diesen Plan zu schmieden und alles vorzubereiten. Was war dann so schwer daran gewesen, die zwei Etagen hinunter und aus dem Haus raus zu gehen? Es waren nur wenige Meter bis zu der Polizeiwache. Selbst auf ihren zittrigen Beinen hätte sie diese laufen können. Doch die Wahrheit war, dass sie Angst vor der Reaktion der Beamten hatte. Natürlich hatte sie Mitschuld. Immer wieder hatte sie in den letzten Jahren mit Peter geflirtet, immer zu ängstlich, ihm ihre Gefühle direkt zu gestehen. Sie schluckte die Zweifel hinunter und wies auf den Stuhl.
„Setz dich! Ich habe etwas Besonderes mit dir vor.“ Er tat es und beobachtete sie, wie sie die Tücher fest um seine Handgelenkte schlang. Auch die Beine fesselte sie. Peter ließ es wortlos geschehen, sein Blick war auf das Bett und die darauf liegende Bluse gerichtet.

Schweigend betrachtete sie ihr Werk. Das dicke Seil grub sich fest in das Fleisch seiner Beine, während die weichen Tücher an seinen Handgelenken einen Kontrast bildeten. Seine Hände hatte er beinahe entspannt auf die Lehnen gelegt. Marian griff nach der Rolle Klebeband und stellte sich hinter ihn.
„Ich hab einiges mit dir vor, aber du darfst es nicht durch Worte verderben. Mit einem Ruck riss sie etwas ab und klebte ihm den Mund zu. Peters Atem begann schneller zu werden. Allmählich schien er zu merken, dass dies kein normaler Abend werden würde.
„Ich erinner mich noch gut an das Gefühl, deiner Hände auf meiner Haut. Ich wünschte, dass du sanft gewesen wärst, dann müsste ich das hier jetzt nicht machen.“ Verständnislos beobachtete Peter, wie sie sich von ihm weg drehte. Panik kroch in seinen Blick, als er den schweren Vorschlaghammer in ihren schmalen Händen sah. Dennoch versuchte er nicht, die Fesseln zu lösen. Er schloss nur seine Augen und wartete auf den Schmerz.

Dieser kam jedoch nicht, so dass Peter die Augen öffnete. Er sah, dass Marian noch immer mit erhobenem Hammer vor ihm stand. Ihr Brustkorb hob und senkte sich, unter der Anstrengung keuchte sie. Peters Blick flehte sie an, diesen Blödsinn aufzugeben. Tränen liefen ihr über die Wangen. Noch ein letzter Atemzug und sie ließ den Vorschlaghammer hinunter auf seine Finger sausen. Kurz bevor er seine eigenen Fingerknochen bersten hören konnte, stoppte sie. Stattdessen spürte er nur, wie sie das kalte Metall des Hammers gegen seine Hand drückte. Peter seufzte erleichtert hinter dem Knebel auf. Marian stellte den Hammer außerhalb seiner Reichweite ab und drehte sich um.
„Nicht weglaufen, noch sind wir nicht fertig miteinander!“ rief sie beinahe fröhlich, bevor sie ins Wohnzimmer ging.




2. Kapitel

Um sich zu beruhigen, räumte sie die Weingläser in die Küche. Den Rest Wein, fast eine halbe Flasche, kippte sie in den Ausguss. Noch immer liefen die Tränen über ihre Wangen und verschmierten das sorgfältig aufgelegte Mascara. In der Spiegelung einer der Glastüren des Küchenschrankes konnte Marian es genau erkennen. Daher ging sie ins Bad, um sich das Gesicht zu waschen. Und eigentlich würde sie sich jetzt auch umziehen können. Mit ihrer Kleidung hatte sie ihm nur beweisen wollen, dass er sie nicht zerstören konnte, wenn das in der Nacht sein Ziel gewesen sein sollte. Doch er schien dies nicht zu bemerken. Überhaupt schien er alles, was sich in der Nacht der Vergewaltigung zwischen ihnen abgespielt hatte, verdrängt zu haben.

Bevor sie zu ihm zurück gehen konnte, klingelte es an der Tür. Marian schloss den Durchgang zum Schlafzimmer und öffnete. Vor ihr stand die alte Dame, die im Erdgeschoss wohnte. Manchmal tranken sie zusammen Kaffee, doch eigentlich nie so spät am Abend.
„Hallo Kindchen, ich wollte nur mal nach dir sehen.“
„Das ist sehr freundlich von Ihnen Frau Koch. Kommen Sie doch bitte herein.“ Mit einem dankbaren Nicken betrat die Nachbarin das Wohnzimmer.
„Möchten Sie vielleicht etwas trinken?“
„Aber gerne doch! Hättest du vielleicht eine Tasse Kaffee für mich?“ Sie hatte es sich auf dem Platz gemütlich gemacht, auf dem Peter zuvor gesessen hatte.
„Natürlich, ich koche eben schnell welchen.“ Marian ging in die Küche. Dabei hoffte sie, dass Peter im Schlafzimmer kein Geräusch von sich geben würde, denn er musste die Nachbarin gehört haben.

„Hübsch hast du dich gemacht. Hast du noch etwas vor?“ Bewundernd sah die ältere Nachbarin Marian an. Diese schüttelte den Kopf.
„Nein, eigentlich hatte ich eine Verabredung gehabt, doch er ist nicht gekommen.“ Marian fiel es schwer, die alte Frau, die sie an ihre im letzten Jahr verstorbene Großmutter erinnerte, zu belügen.
„Na dann denke da jetzt nicht dran, sondern mache dir einen gemütlichen Abend mit einer Tasse Tee. Wenn sich der Mann doch noch meldet, musst du ganz erstaunt tun, ob es wirklich an diesem Tag war. Er soll doch nicht wissen, dass du vergeblich auf ihn gewartet hast.
„Vielen Dank für den Tipp. So werde ich es wohl auch machen.“ Kurz war Marian versucht, der freundlichen Frau Koch von der Tat von vor sechs Wochen zu erzählen und auch von ihrem jetzigen Racheplan. Doch wahrscheinlich würde sie ihr davon abraten. Und Marian wusste, dass es für eine Umkehr von dem Plan jetzt zu spät war.

Wenige Minuten später verabschiedete sich Frau Koch. Obwohl sie sonst gerne mit der Nachbarin zusammen saß, war Marian erleichtert, denn immer wieder lauschte sie in Richtung des Schlafzimmers. Doch Peter gab keinen Laut von sich. Ein wenig ängstlich trat Marian in den Raum, nachdem sie ihre Wohnungstür abgeschlossen hatte. Sie blieb in der Schlafzimmertür stehen und beobachtete Peter, dessen Blick wie gebannt auf der zerrissenen Kleidung hing. Mit einem brutalen Ruck riss sie ihm das Klebeband vom Mund. Allerdings schrie er nicht, sondern stöhnte nur leise vor Schmerz.
„Sieh dir nur an, was du mir angetan hast!“ zischte sie dabei. Er schwieg, betrachtete sie nur traurig.
„Hast du nichts zu deiner Verteidigung zu sagen, oder nimmst du die Strafe so hin?“
„Warum sollte ich mich verteidigen, Mari? Ich war es nicht. Aber ich kann mir denken, dass das der Grund für dein verändertes Verhalten mir gegenüber ist.“ Jetzt war es an ihr zu schweigen. Natürlich hatte sie damit gerechnet, dass er leugnen würde, sie vergewaltigt zu haben. Doch irgendwie glaubte sie ihm sogar.

Langsam trat sie hinter ihn. Ein Küchenmesser mit spitzer Klinge lag auf dem Tisch, wo zuvor auch noch der Hammer gelegen hatte. Sie griff mit der linken Hand in sein blondes Haar und zog seinen Kopf ruckartig in den Nacken, so dass er sie von unten her ansehen musste. Das Messer legte sie an seine entblößte Kehle.
„Bleibst du bei dieser Lüge?“ ihre Stimme zitterte, während sie die extra geschärfte Messerklinge, einer Liebkosung gleich, an seinem Brustkorb hinab gleiten ließ.
„Mari, warum sollte ich lügen? Du weißt genau, dass ich dir niemals weh tun könnte. Wir sind doch Freunde!“ Bei seinen Worten schnaubte sie verächtlich.
„Freunde! Du hast dich vor sechs Wochen nicht gerade als Freund erwiesen. Und leugnen bringt dir nichts!“ Eine Träne rann ihr bei den Worten über die Wange, während sie ein wenig mehr Druck auf das Messer ausübte, dessen Klinge inzwischen an seinem Bauch lag.

Sie hatte seinen Kopf los gelassen, so dass er beobachten konnte, wie die Klinge zitterte, denn Marian war nicht in der Lage, sie in sein warmes Fleisch zu rammen. Verzweifelt ließ sie das Messer zu Boden fallen. Er konnte das Klirren hören, mit der das Metall auf dem Laminat aufschlug. Leise atmete Peter auf, erleichtert darüber, dass nichts geschehen war. Denn für einen kurzen Moment hatte er den Schmerz der eindringenden Klinge gemeint zu spüren, auch wenn nicht einmal ein Loch in dem Stoff seines T-Shirts war. Marian hatte sich zum Fenster gedreht und starrte in die Dunkelheit.

„Ich habe mir alles so viel einfacher vorgestellt.“ Wisperte sie.
„Was? Mich umzubringen? Mari, du bist nicht so hart, wie du dafür sein müsstest.“ Seine Stimme klang sanft, so als würde ihm der Tod nichts ausmachen.
„Ich weiß nicht, ob ich dich töten wollte. Vielleicht. Aber auf jeden Fall wollte ich dich verletzen. So wie du mich verletzt hast!“
„Marian, du weißt genau, dass ich es nicht war, der dir das angetan hat. Horch in dich rein, bitte.“
„Wer soll es denn sonst gewesen sein?“
„Das tut für den Moment nichts zur Sache. Du fühlst, dass ich es nicht war. Daher kannst du mir auch nichts tun. Wenn sich dein Herz ganz sicher wäre, dass ich dir das angetan habe, würdest du keine Skrupel haben, mich zu töten.“
„Du lügst, um dein Leben behalten zu können!“ zischte sie und schlug ihm fest mit der Faust gegen den Kiefer. Peters Kopf ruckte zur Seite und er sog mit schmerzverzerrtem Gesicht die Luft ein. Mit diesem Schlag hatte er nicht gerechnet.




3. Kapitel

Wieder stand Marian in der Küche. Sie hatte keine Ahnung, wie sie hier hin gekommen war. Ihr Herz raste. Peter hatte Recht, sie war kein Mensch, der andere verletzen konnte und umbringen schon mal gar nicht. Sie hatte gehofft, dass er wieder so wäre, wie an dem Abend, als er sie vergewaltigte. Arrogant, beinahe schon brutal und vor allem höhnisch grinsend, über das Geschehen. Doch nein, er war sanft, freundlich und schien tief betroffen zu sein, dass sie ihm diese Vergewaltigung überhaupt zutraute. Doch wer hätte es sonst gewesen sein können? Sie hatte sein Gesicht erkannt, auch wenn sein Verhalten, seine Mimik und Gestik so anders gewesen war. Genau wie sein Blick und auch seine Stimme. Tränen liefen ihr über die Wangen.

Ihre Hände krampften sich um die Platte ihres kleinen Küchentisches. Am liebsten würde sie schreien vor Verzweiflung. Doch diese Genugtuung wollte sie ihm nicht geben. Ihr Verstand schallt sie eine Närrin, dass sie annehmen könnte, dass er die Tat doch nicht begangen hatte, doch ihr Herz war sich nahezu sicher, dass er es nicht gewesen war. Aber wie sie ihn schon gefragt hatte, ohne eine Antwort zu erhalten: Wer könnte es denn sonst gewesen sein, da sie ihn doch eindeutig erkannt hatte. Seufzend ging sie zurück ins Schlafzimmer. Sie musste es jetzt langsam beenden, auch wenn sie noch immer nicht wusste, wie.



Dienstag, 11. Februar 2014

Ginny goes wild

Ja, auch ich kann anders, als hier beschrieben.
und das versuche ich derzeit auch auszunutzen, indem ich erotische Kurzgeschichten schreibe, die ich zu einer Anthologie zusammenfassen will. Nach knapp einem Jahr habe ich inzwischen 5 fertig (sogar bereits fertig überarbeitet) Und mit der 6. habe ich vorhin angefangen.
Zuerst waren diese Kurzgeschichten (und zig Vorgänger, die aber bereits alle gelöscht sind, weil es einfach Schrott war) ein Ventil, einfach etwas wenigstens teilweise Nettes zu schreiben, nachdem ich meine Protagonistinnen quälte. Doch inzwischen bastel ich ganz gerne mal an diesen Geschichten. Und endlich dürfen sich auch mal Protagonisten, die meinem (manchmal doch leicht verschrobenem) Hirn entsprangen, unanständig benehmen. Den anderen verbiete ich es ja meistens. Mal sehen, was da noch alles bei rauskommt.

Seelennarben

Meistens habe ich ja junge, schüchterne Mädchen in meinen Geschichten. Und diesen jungen Mädchen stößt auch meistens Schlimmes zu. Jemand bei neobooks meinte mal, dass man mir diese gequälten Mädchenseelen am besten abnehmen würde. Und ja, kann ich mir gut vorstellen, denn man (be)schreibt, was man kennt und ich kenne die böse Welt, die nur zu gerne kleine schwache Mädchen "frisst". 
Und vor dieser bösen Welt will ich manchmal warnen, denn manches von dem, was ich erlebte, wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht. 
Natürlich ist mir auch nicht alles geschehen, worüber ich schreibe (ich glaube, dass wäre zu viel für einen Menschen, das kann keiner aushalten). 

Doch ich kann auch anders!

Montag, 3. Februar 2014

Schreibblockade und Qualmerei

Eigentlich rauche ich ja nicht mehr. Eigentlich, denn seit dem Sommer, zücke ich ab und zu eine E-Zigarette. Natürlich mit einem nikotinfreien Liquid. (Kokos-Geschmack) Irgendwie schmeckt es ja auch.
Und gerade jetzt, wo mich schon wieder mal, eine Schreibblockade heimsucht, ist der Griff zur Kippe irgendwie ganz natürlich. Und besser dann so, als wenn ich wieder zig selbstgedrehte mit schwarzem Tabak rauchen würde.

Natürlich ist auch eine E-Zigarette nicht komplett frei von Schadstoffen. Aber manchmal braucht man auch mal was, zum Entspannen!